Buchdruckmuseeum in Venedig

Der letzte Gutenberg von Venedig

Rainer Neumann (Schnieder Reisen, Hamburg) flog kürzlich für die Vorbereitung einer Reise-Idee („Venezianische Spaziergänge“) nach Venedig und besuchte auch Gianni Basso in seiner Druckwerkstatt . Im Gepäck: Der neue Roman „Eddie will leben“ des Quickborner Autors Peter Jäger.

„Diese Existenzsorgen habe ich nicht“, sagt Gianni Basso (61), der venezianische Buchdrucker, als er den neuen Roman „Eddie will leben“ von Peter Jäger in seinen Händen hält.

Der venezianische Buchdrucker Gianni Basso mit dem Buch von Peter Jäger
Der venezianische Buchdrucker Gianni Basso mit dem Buch von Peter Jäger.

Zukunftsparallelen zwischen dem italienischen und dem deutschen Buchdruckgewerbe gibt es trotzdem zuhauf. Auch in Italien mussten sich viele Druckereien der Digitalisierung anpassen und sich verändern. In Venedig war es nicht anders. Im 15. und im 16. Jahrhundert galt die Lagunenstadt sogar als europäischer Mittelpunkt des Buchdrucks.

„Das ist lange her“, schmunzelt Gianni Basso. „Von den über 150 Druckereien, die es in Venedig gegeben haben soll, bin ich der letzte Buchdrucker.“

In diesem schönen, ruhigen Teil von Venedig befindet sich die Druckerei von Gianni Basso.
In diesem schönen, ruhigen Teil von Venedig befindet sich die Druckerei von Gianni Basso.

Vor über 30 Jahren eröffnete der eloquente Venezianer, der deutsch spricht, seine Druckerei. Das Handwerk des Buchdrucks hat er von der Pike auf bei den Mönchen gelernt. „Die schwarze Kunst des Buchdrucks“ und die große Verehrung für den Mainzer Erfinder Johannes Gutenberg ließen den kreativen, aber auch geschäftstüchtigen Handwerker nicht mehr los. Er übernahm nach und nach ausgediente Druckpressen, alte Setzkästen, Klischees und vieles mehr.

Buchdruck-Experten aus der ganzen Welt, Liebhaber der „schwarzen Kunst“ gaben sich in seiner kleinen Werkstatt mit Ladengeschäft seitdem ein Stelldichein im venezianischen Stadtviertel Cannaregio. Alle bestaunen seine kleine Werkstatt, die inzwischen durch ein privates Museum ergänzt wird. Er führt die Interessierten zu seinem Arbeitsplatz, zeigt ihnen Druckerzeugnisse und erzählt begeistert wie er zu den fast „Hundertjährigen“ kam.

Gemeint sind seine Druckpressen, die mit Respekt und Zuneigung gehegt und gepflegt werden. Edle Visitenkarten, erstklassige Briefbögen, handgesetzte Briefkarten und vieles mehr ohne Computersatz. Alles vom Meister persönlich per Hand entworfen.

Nicht ohne Stolz zeigt er auf „seine Presse –und TV Berichte“, die bereits in der FAZ, im ZDF und im ORF erschienen sind. Das die US–Schauspielerin Angelina Jolie und der britische Schauspieler Hugh Grant auch zu seinen treuen Kunden in Venedig zählten, liest man in den örtlichen Medien.

Einen Computer hat der Stampatore (Drucker) bis heute nicht. Es gibt keine Mailanschrift, nur ein altes Telefon und seine Werkstattadresse Calle del Fumo. Man muss sich also auf den Weg machen, um diesen ungewöhnlichen, sympathischen Handwerkskünstler und seinen Sohn Stefano kennenzulernen. Sein Sohn ist in der Zwischenzeit ins Druckgeschäft eingestiegen und hat vom kunstsinnigen Vater viel gelernt.

„Meine Geschichte wird auch gut ausgehen“, sagt Gianni Basso beim  Blick in Peter Jägers Roman. Das will man dem Venezianer gerne wünschen, denn er ist wirklich noch der „letzte Gutenberg“ in Venedig. So wird er heute von seinen weltweiten Kunden genannt.

Fotos: copyright Rainer Neumann/Schnieder Reisen

Buch Info:

Peter Jäger, der Buchautor, hat in seinem Roman „Eddie will leben“ über die Existenzsorgen und die technische Veränderung im Druckgewerbe spannend und authentisch geschrieben. Der Roman ist im Kadera-Verlag in Norderstedt erschienen. Preis 12 Euro. ISBN-13: 978-3944459424

Reisetipp:

Venezianische Spaziergänge (Flug-Gruppenreise); z.B. vom 03.-07. Dezember 2015. Venedig in der Adventszeit – Eine besondere Reise in eine einzigartige Stadt mit der Germanistin Dr. Ellen Kirsch zum wiederholten Male, nun aber in die fröhlich-melancholische Serenissima; Klein (höchstens 12 Teilnehmer) – aber fein (gutes Hotel, individuelle Begleitung)
Informationen: www.schnieder-reisen.de

3 Gedanken zu „Der letzte Gutenberg von Venedig“

  1. Herrlich die Idee des Reiseveranstalters, mit seiner Recherche für Besuche der Lagunenstadt Venedig einen Buchtipp zu verknüpfen! Der Drucker von Venedig überlebt ohne Computer und moderne Technik, aber in unserem Lande hat der rasante Fortschritt viele mittelständische Betriebe überholt. Mein Roman „Eddie will leben“ ist jedoch kein Sachbuch, sondern mit „Herzblut“ geschrieben…
    Weitere Infos über das im Kadera-Verlag erschienene neue Taschenbuch unter: http://www.jaeger.quickborn-online.de
    Peter Jäger, Quickborn

    1. Finde das Thema ebenfalls sehr interessant. Aber auf der emotionalen Ebene. Wenn ich in anderen Gegenden bin, oder auch Dokumentationen über andere Nationen und Kulturen sehe, habe ich das Gefühl, dass weniger weit entwickelte Länder/Staaten viel menschlicher sind. Menschlicher in dem Sinne, dass die Personen für etwas brennen. Sie haben Hobbys und Passionen. Sowas geht hier langsam zurück habe ich so das Gefühl.

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